Montag, 13. August 2007

Zeit totschlagen


Ich erinnere mich noch gut an einen Spruch, der im Aufenthaltsraum eines Studentenwohnheims an der Wand stand: “Kann man die Zeit totschlagen, ohne die Ewigkeit zu verletzten?” Über diese Frage habe ich lange nachgedacht. So lange, dass dies die Ewigkeit eigentlich bemerkt haben müsste.

Zeit ist eine eher lästige Eigenschaften des bekannten Universums (Die nebenstehende Abbildung zeigt den bisher tiefsten Blick ins Universum – langweilig, oder?). Wissenschaftlich kann man Zeit nicht in 30 Sekunden erklären. Das macht sie ungeeignet für Werbespots. Zeit taucht meist in negativen Zusammenhängen auf – zum Beispiel mit Arbeit. Eine Imagekampagne, die Zeit mit positiven Emotionen auflädt, wäre längst vonnöten. Aber da hat sich noch niemand rangetraut. Zeit wird nach wie vor totgeschlagen, vergeudet, verloren und vertrieben.

Ohne Zeit wäre vieles einfacher. Neudeutsche Begriffe wie Timing oder Momentum gäbe es nicht. Eine positive Konsequenz daraus wäre: Man müsste nicht den richtigen Moment abwarten, sondern könnte immer alles gleich sagen. Das würde auch in Beziehungen viel Zeit sparen. Telefongespräche könnten ewig dauern und man würde trotzdem nichts verpassen.

Auch die Sprache wäre viel einfacher. Es gäbe die verschiedenen Tempi nicht und man müsste nicht zwischen Perfekt, Präteritum und Plusquamperfekt hin- und herschaukeln. Wir wären gleichzeitig alle im Hier und Jetzt und könnten uns im Präsenz unterhalten. Auch die ganze Esoterik und die Religionen wären vollkommen uninteressant, da es ein Danach nicht geben würde. Ohne Zeit könnte man die Zeit endlich sinnvoll nutzen. Auch Zukunftsforscher könnten sich anderweitig nützlich machen und als Präsenzforscher auf Parties auftreten.

Gut wäre auch, dass alles gleich fertig wäre und nichts auf Morgen verschoben werden müsste. In der reichlich vorhandenen Freizeit könnte man dann überlegen, ob man Austreten gehen möchte, oder ob Sommer oder Winter sein soll. Auch das Problem des Raumes und der weiten Entfernungen wäre damit erledigt. Lange Flugreisen wären von Gestern. Man wäre nicht nur immer im Hier und Jetzt, sondern auch gleichzeitig Da und Weg. Staus auf Autobahnen gäbe es auch nicht mehr. Positiv wäre auch: Man käme nie mehr zu spät und müsste nicht nach Ausreden suchen, weil man einfach nur verschlafen hat.

Die Abschaffung der Zeit wäre ein lohnendes Projekt. Soweit ich die internationale Forschungslandschaft überblicke, arbeiten zwar einige Astrophysiker und Astronomen an der Theorie der Schwarzen Löcher und den dort auftretenden Singularitäten der Raumzeit. An der Abschaffung der Zeit arbeiten sie jedoch auch nicht. Ein junger Mann mit dem Kürzel “JK” hingegen hat ohne Budget und ohne Unterstützung der internationalen Forschungsgemeinschaft den Versuch unternommen, die Zeit, wenn nicht abzuschaffen, aber doch so zu komprimieren, dass man sie vielleicht irgendwann einmal in ein Einmachglas stecken könnte, und sie dann unbeachtet für die nächsten 748 Milliarden Jahre im Keller steht. Acht Jahre hat er in einem Video von einer Minute und 43 Sekunden komprimiert. Das sollte man sich anschauen.



Auch wenn solche Videos dann nicht mehr möglich wären – ich wäre schon dafür die Zeit totzuschlagen. Allerdings bin ich mir noch immer nicht sicher, wie die Ewigkeit reagiert. Bei mir hat sie sich noch nicht gemeldet. Aber das muss nichts heißen.



Quellen: Der Hinweis auf das Video stammt von : blogschrott. Vielen Dank.


Der tiefste Blick ins Universum stammt von Wikipedia

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Als Glatzen-Faker aus Leidenschaft wäre mein Video im Vergleich zu JK gerade zu wie ein Stilleben ausgefallen. Vielleicht sollte ich aber spontan ein Projekt mit deutlichem Doppelkinnfokus starten. Uaaah, nee, lieber nicht.