Donnerstag, 30. August 2007

Rosinen im Kopf


Seit der Geschichte über Rosinen in Käsekuchen - nachzulesen unter dem Titel "Verpönte Kulturtechniken – das Barren" - gehen mir die Rosinen nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe mir extra zwei Bücher von Douglas Adams gekauft, weil ich dachte, da war doch was. Bisher hab ich jedoch kein kleines, rosiniges Etwas darin gefunden.

Das Erstaunliche an der menschlichen Existenz ist ja, dass man beispielsweise seinen Reisepass sucht und stattdessen Kekse findet, die in dieser Schublade absolut nichts verloren haben. Oder man sucht Tankquittungen und findet den Lieblingssocken, von dem man dachte, die Waschmaschine habe ihn gefressen und der das Lieblingsockenpaar wieder vollständig macht. Genauso erstaunlich ist es, dass Reisepässe oder Tankquittungen meist rechtzeitig wieder auftauchen. Oft dann, wenn man Kekse oder Socken sucht. Leider ist diese Strategie des Findens kein Patentrezept. Denn manchmal findet man, wenn man Kekse sucht tatsächlich Kekse statt Reisepässe - oder man findet Socken. Kein Wunder, dass daraus Religionen entstehen können.

Die beiden Bücher von Douglas Adams habe ich in der Hoffnung gelesen, etwas über Rosinen herauszufinden. Ich war mir absolut sicher, dass Douglas Adams irgendetwas Universelles über Rosinen geschrieben hat. Schließlich stammt aus seiner Feder The Hichhiker's Guide to the Galaxy. Aber Fehlanzeige! Kein einziges Wort über Rosinen. Stattdessen schreibt er über viele andere Sachen. Er schreibt über holistische Privatdetektive, über Lizards und Blizzards, über Amerikaner, Kanadier und Australier - und über kleine Bammeldinger. Doch davon ein wenig später. Erstaunlicherweise findet man bei ihm auch eine Aufstellung von Unternehmen, die mit ganz anderen Dingen Geld verdienen, als man gemeinhin erwarten könnte.

Eine kleine Liste dazu haben wir ja schon: Ikea produziert Montageanleitungen, VW ist eine Bank, die Deutsche Bahn vermietet Immobilien, Google produziert den Klimawandel und Ryanair verfrachtet Übergepäck. Mit der Hilfe von Douglas Adams kann diese Liste jetzt ergänzen werden:

"Viele Leute machen ganz und gar nicht das, was man von ihnen denkt. Xerox zum Beispiel, macht sein Geld mit dem Verkauf von Tonerpatronen. Ihr ganzes Herumgepfusche an der Entwicklung von High-Tech-Kopier- und Druckgeräten ist nur dazu da, um einen Markt an Tonerpatronen zu schaffen, auf dem sie ihre Profite machen." HP, möchte man dazwischenrufen, auch! "Fernsehanstalten machen ihr Geschäft nicht damit, dass sie ihre Zuschauer mit Fernsehprogrammen versorgen, sondern damit, dass sie ihre Werbekunden mit Zuschauern versorgen." Und so, wie Xerox eigentlich Tonerkartuschen verkauft, kann man vermuten, dass "Sony eigentlich nichts anderes tut, als kleine Bammeldinger-Netzteile zu produzieren."

"Die kleinen Bammeldinger", von denen Douglas Adams spricht, "sind die externen Stromadapter, die von Laptops und Palmtops, von externen Laufwerken und Kassettenrecordern, von Anrufbeantwortern, Aktivlautsprechern und anderen unglaublich notwendigen Dingsbumsen benötigt werden". Auch ich habe eine ganze Kiste davon. Es sind die traurigen Überreste von Geräten, an die ich mich kaum noch erinnern kann. Eine Bodenlosigkeit, in der Kekse, Socken und Reisepässe auf Jahre unauffindbar verschwinden könnten. Gerade habe ich die Kiste nach Rosinen durchsucht, aber auch da habe ich keine gefunden. Auch keine Reisepässe und keine Kekse.

Trotzdem ist die Rosine kulturhistorisch nicht unbedeutend. Wer kennt schon den Unterschied zwischen Sultaninen, Zibeben und Korinthen? Auch wenn ich mich in die Gefahr begebe als Korinthenkacker zu gelten: Selbst in den Naturwissenschaften mischt die Rosine kräftig mit. Zum Beispiel in der Stochastik und bei dem Thema: Über die Poisson-Verteilung oder die Kunst Rosinenbrötchen zu backen. Die Rosine spielte auch eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Universums. Damit hat sie viel mehr erlebt, als der Porphyr.

Das ist aber kein Grund sie in jeden Teig einzubacken. Der Blog der Kaltmammsel, Abteilung Vorspeisenplatte, birgt beispielsweise ein ganz außergewöhnliches Rezept für einen "Käsekuchen nach New Yorker Art". Der kommt ganz kosmopolitisch ohne Rosinen daher. Allerdings sollte man wissen, dass Sauerrahm in unserem bundesrepublikanischem Sprachraum als Saure Sahne übersetzt werden sollte. Süße Sahne könnte den ganzen Käsekuchen mit einem Schlag zunichte machen und nichts bliebe übrig von der New Yorker Art.

Dieser Artikel ist ein Update zu "Mit Übergepäck durchs Internet".

Quellen: Die Zitate von Douglas Adams stammen aus "Lachs im Zweifel".


Das Foto stammt aus Wikipedia und steht unter Creative Commons Licence.

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