Mittwoch, 29. August 2007

Kommode kommt von Comedy


Gerade macht ein schwedisches Unternehmen, das vor allem witzige Montageanleitungen produziert, mit der Behauptung auf sich aufmerksam, Mode käme von Kommode. Das ist natürlich Unsinn. Soll aber witzig sein.

Gibt man bei Google "Montagean- leitungen Ikea" ein, führt der erste Eintrag - na, wohin wohl? Zu Ikea! Dort liest man: "Wir sind gerade dabei, Montageanleitungen auf unserer Website zugänglich zu machen". Jetzt winken rosige Zeiten für die Liebhaber der witzigen kleinen Comics.

Bisher suchte man die lustigen Zeichnungen vergebens im Internet. Das lag daran, dass die Ikea-Montageanleitungen urheberrechtlich geschützt waren und Ikea kein Interesse daran hatte, den Erwerb der Montageanleitungen freizugeben. In ihren Besitz konnte man nur gelangen, wenn man das dazu passende Möbelstück erwarb. Endlich - so kann man die Ankündigung von Ikea deuten - muss man nicht mehr teure Möbel kaufen, um an die begehrten Zeichnungen zu kommen.

Noch vollkommen unklar ist, mit was Ikea in Zukunft Geld verdienen will. Als nahezu ausgeschlossen gilt, dass dies allein mit Möbeln möglich sein wird. Die Ikea-Montageanleitungen haben den Kultstatus der Marke Ikea maßgeblich mitgeprägt. Von einer eher ungeliebten und gesetzlich geforderten Beigabe, wurde die Montageanleitung zum entscheidenden Alleinstellungsmerkmal der Marke Ikea - zu einem Produktbestandteil, der Ikea sehr wirksam von konkurrierenden Marken, wie beispielsweise Interlübke, Vitra, USM und Bulthaupt, abgrenzte.

Die Ikea-Montageanleitungen haben es sogar geschafft als "Ikea-Klausel" Eingang in die Rechtsprechung zu finden. Der § 434 des Bürgerlichen Gesetzbuches enthält seit Januar 2002 folgende Formulierung: „Ein Sachmangel liegt bei einer zur Montage bestimmten Sache ferner vor, wenn die Montageanleitung mangelhaft ist, es sei denn, die Sache ist fehlerfrei montiert worden.“ Genau das ist die "Ikea-Klausel".

Mit was will Ikea also in Zukunft Geld verdienen, wenn die Montageanleitungen frei im Internet verfügbar sind? Andere Unternehmen und Konzerne haben es bereits vorgemacht. Die Deutsche Bahn zum Beispiel, transportiert nur noch aus nostalgischen Gründen Menschen und Güter. Eigentlich betreibt sie, in gut frequentierten Lagen, Shopping Malls. Die Volkswagen AG ist in erster Linie eine Bank. Nur zum Schein werden noch Autos verkauft. McDonalds ist eine Promotionagentur für Filme und Events. Fastfood wird nur noch verkauft, um mit einem profitablen Franchise-Modell globale Promotionareas anbieten zu können.

Harald Schmidt, der gerade im Fernsehen fünfzig wurde, ist ein gutes Beispiel für Veränderungen des Geschäftsmodells. Als Schauspieler mit kleinen Rollen gestartet, war der erste Schritt zu großen Karriere, seine Mitarbeit im Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Vom Schauspieler wurde er zum Kabarettist. Aber erst mit Comedy und Late-Night-Shows kam das große Geld. Was er heute macht, weiß niemand so ganz genau. ARD-Kollegen reden ihn mit "Mein Teuerster" an.

Was SAP, der weltweit führende Hersteller von Unternehmenssoftware, in Zukunft machen wird, weiß man auch nicht ganz genau. Dass SAP ins Unterhaltungsgeschäft einsteigen will und mit Unternehmen wie Endemol oder der Walt Disney Company in Wettbewerb treten wird, ist unbestätigt. Obgleich das Beispiel aus GoogleVideo (siehe unten) hoffnungsvolle Ansätze in Richtung Comedy enthält. Wer weiß, vielleicht entwickelt SAP eine taugliche Version von globalem Denglisch 1.0 – und wir alle müssen Lizenzgebühren zahlen, weil wir so sprechen.




Das Foto stammt vom Autor des Beitrags und steht unter Creative Commons Licence

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