Montag, 23. April 2007

Die Riads von Marrakesh


Kaum zu glauben, aber das Paradies kann man mieten – und es kostet nicht die Welt.

Etwas mehr als zwei Flugstunden von Deutschland entfernt, am Fuße des Hohen Atlas, liegt
Marrakesh, die ehemalige Hauptstadt des Reiches der Almoraviden.

Riad, so nennt man die alten Herrenhäuser in der Altstadt – den
Souks – von Marrakesh. Der Name kommt aus dem Arabischen und bedeutet “Garten”. Aber eigentlich, so versicherte mir ein Orts- und Sprachkundiger, ist ein Riad die architektonische Repräsentanz des Garten Eden, also des Paradieses. Ein Riad braucht, um ein Riad zu sein, zwei Dinge: einen rechteckigen Innenhof, um den die einzelnen Zimmer angeordnet sind, und einen Brunnen. Die vier begrenzenden Seiten und das fließende Wasser in der Mitte symbolisieren die vier Flüsse des Paradieses – Wasser, Milch, Honig und Wein.

Wie der Wein in diese islamische Deutung Eingang findet, ist mir schleierhaft. Auch fließt natürlich nur Wasser aus dem Brunnen und keine Milch, geschweige denn Honig. Aber der Eindruck, der entsteht, wenn man einen Riad besucht, ist wirklich paradiesisch. Draußen lärmt das Leben und drinnen ist absolute Ruhe. Draußen überbieten sich Händler im Anpreisen ihrer Waren, rattern Mopeds durch die engen Gassen, rufen fünfmal am Tag die Mujezins – und drinnen herrscht paradiesische Stille.
Oft sind die Innenhöfe bepflanzt. Ganze Bäume finden darin Platz. Alle Zimmer sind zur Innenseite hin offen. Im Obergeschoß verbunden durch eine zum Hof hin offene Galerie. Alle Fenster gehen nach innen. Von außen wirken diese Paläste unscheinbar und abweisend. Nur Mauerwerk, keine Fenster, kein Schmuck. Nur eine unscheinbare Tür – drinnen aber, in fast vollkommener Abgeschiedenheit und Privatheit, entfaltet sich manchmal Prunk und Reichtum, oft ein kleines und stimmiges eigenes Ökosystem und immer Stille.

Vier Nächte habe ich in einem dieser Riads übernachtet. Die Tage verliefen sich mit Streifzügen durch Souks, Moscheen, Museen und Gärten. Jeden Abend kehrte ich in mein Paradies zurück. Saß auf der Dachterrasse, auf einem schattigen Divan, und trank kaltes Bier. Saß im Innenhof, nah beim Brunnen, und hörte magrebinischen Jazz. In der offenen Küche gab es einen ausgezeichneten marrokanischen Rotwein. Ich schlief in einem ruhigen Zimmer, ohne Fernseher und Stereoanlage, und genoss in der Morgensonne das Frühstück im Innenhof.

Vier Tage war ich dort, drei Zimmer hatte mein Riad und an zwei Tagen hatte ich das ganze Paradies für mich allein.


Wer war schon da:
Paul Bowles hat hier gelebt und sein Roman “Der Himmel über der Wüste” ist hier entstanden. Elias Canetti hat über die Stadt geschrieben: “Die Stimmen von Marrakesh”.

Was man unbedingt sehen muß:
Die Djemaa el Fna und die Medersa Ben Youssouf.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

What shall we do on the holiday?أريد أن أذهببدي روح للجامعة بكرة We're very hungry! إلي الجامعة غدا